Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, der Endspurt im Büro hat begonnen. Administrative Entlastung wäre willkommen und dringend nötig, leider ist weit und breit keine Besserung in Sicht. Bei mir liegt die Nährstoffbilanz auf dem Tisch. Als Legehennen-Halter sollte das eigentlich kein Problem sein, alles lässt sich auf dem Papier ziemlich klar berechnen, es müssen noch einige Tonnen Mist in die Biogasanlage abgeführt werden, damit die Bilanz ausgeglichen ist. So weit so gut. Der Kontrollblick in die Mistgrube macht mich unsicher: Ob das reicht? Mistanfall, Nährstoffberechnung und theoretischer Gehalt im Mist entsprechen nicht der scheinbar deutlich effizienteren Verdauung meiner Hühner. Ein Beispiel von vielen, das uns Bauern in der Realität verzweifeln lässt. Wir dürfen erwarten, dass die Grundlagen, an welchen unsere Betriebe gemessen werden, ebenso modern sind, wie die Anforderungen, welche gestellt werden. Ebenso dürfen wir erwarten, dass unsere Familien mit demselben Respekt behandelt werden, wie das für die restliche Bevölkerung gilt. Gerade die Budgetdebatte in Bern und die angedrohte Kürzung des Landwirtschaftsbudgets zeigen, dass wir in den Köpfen vieler Politiker und Mitbürger ein reiner Kostenfaktor sind. Dass jede Kürzung des Landwirtschafsbudgets direkt einkommenswirksam ist, interessiert nicht. In einer Zeit, in der regelmässige Teuerungsausgleiche für die breite Bevölkerung und vor allem für die gesamte Verwaltung selbstverständlich sind, haben die Bauernfamilien seit 1993 bei gleichbleibendem Zahlungsrahmen des Bundes inflationsbedingt fast 22 Prozent an Kaufkraft verloren. Weil wir gschaffig sind und, welch glückliche Fügung, in diesen 30 Jahren gut 30 000 Betriebe die Stalltüren für immer geschlossen haben, konnten wir diesen Teuerungsverlust durch den Strukturwandel mehrheitlich auffangen. Der Preis dafür: Eine noch höhere Arbeitsbelastung, gestiegenes Risiko durch grosse Investitionen und zunehmende gesundheitliche und soziale Herausforderungen in den Bauernfamilien. Die seit Jahren laufende Umverteilung von einkommenswirksamen Direktzahlungen in kostenkompensierende Gelder für Ressourcenprogramme und dergleichen verschärfen die Einkommenssituation zusätzlich. Es braucht unbedingt einen Marschhalt. Weg mit den ineffizienten und nicht finanzierten Ressourcenprogrammen! Weg mit Digiflux! Die Kosten tragen in jedem Fall wir Landwirte, auch wenn nur der Handel rapportieren muss. Weg mit den viel zu komplizierten Auflagen für Abschwemmung und Drift beim Pflanzenschutz! Administrative Entlastung bedeutet, die Komplexität zu reduzieren. Die Digitalisierung ist nur eine Scheinlösung, welche neue Kosten generiert und die Probleme verlagert. Wenn die Verwaltung bei der Ausarbeitung neuer Schikanen zwingend die 80/20-Regel anwenden müsste, würden Verordnungen deutlich praxisorientierter und damit einfacher umsetzbar. Vorlagen mit weniger Mist, aber mehr Gehalt! Das wäre auch die Lösung für mein aktuelles Problem.
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