Die Siliersaison steht vor der Tür und mit ihr die alljährliche Frühlingsüberraschung am Strassenrand: achtlos entsorgte Kaffeebecher, Fast-Food-Verpackungen und der eine oder andere ausrangierte Hausrat. Während sich manche bücken, um fremden Müll zu beseitigen, betreiben andere weiterhin ihre ganz persönliche Drive-in-Entsorgung – direkt aus dem Autofenster.
Die Landwirtschaft schlägt Alarm, viele Gemeinden ebenso. In bester Bürgerpflicht wird jetzt vielerorts zur Raumpatenschaft geblasen: Warnweste über, Müllzange in die Hand, Sack auf – los geht’s. Ein günstiger, ehrenwerter Ansatz. Aber wie nachhaltig ist das Ganze? Wer macht da mit? Richtig: die ewig Engagierten. Menschen, die sowieso schon wissen, dass Abfall nicht in die Natur gehört. Und die anderen Unbelehrbaren? Die lehnen sich entspannt zurück – irgendwer wird den Dreck schon wegräumen. So betreiben wir fleissig Symptombekämpfung, während die eigentlichen Ursachen bequem übersehen werden.
Früher gab’s die gute alte «Abfalltante», die uns das Recycling erklärte. Ihre Stimme klingt bei mir heute noch leise im Ohr, aber ihre Botschaft wäre aktueller denn je. Vielleicht wird’s Zeit für ein Comeback – auch für Erwachsene. Schilder sind gut, reichen allein aber nicht. Es braucht mehr Kreativität: Mahnmale aus gesammeltem Müll, persönliche Grüsse an notorische Wegwerfer an neuralgischen Punkten oder auch mal ein unbequemes Wort zur richtigen Zeit. Direkt, klar – und gern mit Nachdruck.