Das Wichtigste auf einen Blick
- Unterschiede beim Geschack von Lageräpfeln und frischen Äpfeln
- Lagerungsmethoden für Äpfel
- Der ökologische Fussabdruck von Lageräpfeln
- Sorten, die besonders lange haltbar sind
- Unterschiede bei Nährwerten von Lageräpfeln und frischen Äpfeln
Jeder von uns konsumiert pro Kopf und Jahr 16 Kilogramm Äpfel. Kein Wunder, bei einer Nettofläche von 3'624 ha für Apfelanlagen. Das entspricht ungefähr der Fläche der Stadt Basel oder mehr als 5'000 Fussballfeldern. Die jährliche Produktion kommt auf etwa 210’000 Tonnen Äpfel. Die meisten stammen aus den Kantonen Thurgau, Aargau und Waadt.
Die geschmackliche Differenz
«Ich würde eher den frischen Apfel nehmen», antwortet die Ernährungsberaterin Aline Birgelen auf die Frage, ob sie einen frisch geernteten oder gelagerten Apfel bevorzugen würde. Der geschmackliche Hauptunterschied liegt darin, dass frisch gepflückte Äpfel ihr volles Aroma direkt am Baum entwickeln und sofort genossen werden können. Lageräpfel hingegen entwickeln ihr volles Geschmackspotenzial erst während der Lagerung und sind somit für den längerfristigen Verzehr geeignet. Die Unterschiede der Nährwerte sind hingegen gering, dazu aber später mehr.
Die Lagerung von Äpfeln
Obstbauer Thomas Oswald nimmt uns im Video auf einen Rundgang durch sein Apfelreich in Rüti. «Wir bauen 30 verschiedene Apfelsorten an», erzählt er. Im Hofladen biete er aktuell zwölf Sorten. «Das sind vor allem die Lagersorten». Diese ernte man im Herbst, könne sie aber bis im darauffolgenden Frühling oder sogar Sommer behalten. Die Lageräpfel werden zwischen 1 und 4 Grad im Kühlraum gelagert. «Wer also zu Hause frische Äpfel will», empfiehlt der Obstbauer, «soll sie in den Kühlschrank legen.»
Die kommerzielle Lagerung findet nicht nur in kühler, sondern auch sauerstoffarmer Umgebung statt. «Der Sauerstoff wird auf zwei Prozent heruntergesetzt» sagt Thomas Oswald. «Das reicht dem Apfel zum Atmen, aber der Reifeprozess verlangsamt sich und so bleiben die Äpfel länger haltbar.»
Treibhausgasbilanz: Die Rolle von Transport und Lagerung
Die Nachhaltigkeitsanalyse beschäftigt sich auch mit der Apfelwelt. «Die Ökobilanz eines Kilogramms Schweizer Äpfel aus konventioneller Produktion im Flachland ohne Lagerung ergibt ein Treibhausgaspotential von 100 g CO2-eq/kg * Apfel», betont Mélanie Douziech, Leiterin Forschungsgruppe Ökobilanzen Agroscope. CO2 -heikler sieht es gemäss Expertin bei der Lagerung aus: „Dabei wird tatsächlich relativ viel Treibhausgas freigesetzt. Kühlung hat einen recht hohen Stromverbrauch. Zudem haben viele Kältemittel Klimawirkungen und tragen bei einer Freisetzung ebenfalls zur Klimaerwärmung bei. Zusammengenommen führt dies zu einen Treibhausgasemission von ungefähr 32 g CO2-eq pro kg Apfel pro Monat.»
Eine Studie aus 2008 der ETH Zürich kommt zum Schluss, dass lokale Produktion in Kombination mit einer langen Lagerung tendenziell besser abschneidet als Fernimporte aus Ländern wie Neuseeland.
Bei der Migros stellt man fest, dass sich «das Kaufverhalten der KonsumentInnen in Bezug auf Äpfel deutlich verändert», wie Antonio Manoiero erklärt. Der Leiter Marketing Früchte und Gemüse / Blumen und Pflanzen bei der Genossenschaft Migros Zürich sagt: «Ein zunehmendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat dazu geführt, dass KundInnen verstärkt auf regionale und umweltfreundlich produzierte Äpfel zurückgreifen.»
Von Boskoop bis Pinova
Obstbauer Oswald teilt die Äpfel in die drei Bereiche Frühsorten, Herbstsorten und Lagersorten. Insgesamt gelten etwa 30 Apfelsorten als lagerungsfähig. Die neun wichtigsten Lageräpfel (in alphabetischer Reihenfolge) in der Schweiz:
Sorte | Eigenschaft |
---|---|
Braeburn | Optimal gelagert und gekühlt hält sich der Braeburn bis in den April. Bei richtiger Lagerung können diese Äpfel sogar bis zu einem Jahr haltbar sein. |
Boskoop | Aufgrund seiner Robustheit und Lagerfähigkeit ein beliebter Verarbeitungsapfel |
Gala | Im Speziellen CA-Lagern (Controlled Atmosphere) bis neun Monate lagerbar. |
Golden Delicious | Diese Sorte ist sehr lagerfähig und kann bis in den Sommer des Folgejahres gelagert werden. |
Goldparmäne | Weniger bekannte Sorte, gilt aber als guter Lagerapfel. Sie behält ihre Genussreife nach der Ernte ein gutes halbes Jahr. |
Granny Smith | Hervorragende Lagerfähigkeit bis April, behält seine knackige Textur und verfärbt sich kaum beim Lagern. |
Maigold | Eine Schweizer Züchtung, die besonders lagerfähig ist und oft angebaut wird. |
Idared | Milder, aber saftiger Apfel, der nach der Ernte im Oktober/November bis in den Januar hinein gelagert werden kann. |
Pinova | Roter, süss säuerlicher Apfel, der bis in den Mai hinein seine Genussreife behält und somit gut lagerbar ist. |
«Die Sorten Gala, Golden, Braeburn und Granny Smith decken eine breite Palette von Geschmäckern und Anwendungen ab» betont Antonio Manoiero von der Genossenschaft Migros Zürich. «Das macht diese Sorten zu einer guten Wahl für unser Sortiment.»
Nicht alle Apfelsorten können gelagert werden. Winteräpfel sind am besten für die Lagerung geeignet. «Frühsorten kann man gar nicht gut lagern», erzählt Obstbauer Thomas Oswald im Video. «Die muss man sofort essen.»
«Ein Apfel hat viele gute Inhaltsstoffe, aber…»
Der Nährwert eines frischen Apfels und eines Lagerapfels unterscheidet sich in der Regel nur geringfügig. Nährwerte für einen durchschnittlichen frischen Apfel:
Der grösste Unterschied zeigt sich beim Vitamin C. Frisch geerntete Äpfel enthalten oft höhere Werte, da dieses Vitamin während der Lagerung langsam abgebaut wird. Der Gehalt an anderen Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Mineralstoffen bleibt jedoch weitgehend stabil.
Egal, ob frisch gepflückter oder gelagerter Apfel – gilt eigentlich der Spruch «An apple a day keeps the doctor away» noch? «Er gilt schon», lacht die Ernährungsberaterin Aline Birgelen. «Ein Apfel hat viele gute Inhaltsstoffe, er liefert Ballaststoffe und hat viele positive Eigenschaften, die uns helfen. Aber der Apfel allein reicht nicht.»
Das erste Schweizer Apfellager wurde 1977 eingerichtet
Übrigens: das Lagern von Lebensmitteln ist mehr als 11'000 Jahre alt. Die Motivation war, sich von der täglichen Nahrungssuche unabhängig zu machen und Vorräte für Zeiten des Mangels anzulegen. Die Römer verfeinerten die Idee später. Sie räucherten zum Beispiel Fleisch, legten Gemüse in Öl ein, konservierten Früchte in Honig oder dörrten Rosinen, Datteln und Feigen für den «Export».
Die Lagerung von Äpfeln hat eine nicht so lange Geschichte. Sie erstreckt sich «nur» über ein paar hundert Jahre. Früher wurden Äpfel oft getrocknet oder zu Gonfi und Most verarbeitet, um sie länger haltbar zu machen. Moderne Methoden zur Lagerung von Äpfeln, wie die Verwendung von CA-Lagern (kontrollierte Atmosphäre), begannen in den 1970er Jahren. In der Schweiz wurde das erste CA-Lager 1977 von Ueli Jucker eingerichtet.
* CO2-eq/kg steht für Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Kilogramm. Es ist eine Masseinheit, die verwendet wird, um die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase zu vergleichen und in einer einheitlichen Grösse auszudrücken.