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Familie Richter diskutiert das Thema Hülsenfrüchte

Schweizer Hülsenfrüchte und ihr steiniger Weg auf den Teller

Familie Richter diskutiert

Das Wichtigste in Kürze

Tiefe Inlandproduktion: Schweizer Hülsenfrüchte decken nur 4 % der Nachfrage – trotz wachsendem Anbau seit rund zehn Jahren. Der fehlende Grenzschutz macht sie im Vergleich zur Importware doppelt so teuer. 

Herausfordernder Anbau: Der Anbau ist risikoreich, besonders bei Kichererbsen, da weniger Pflanzenschutzmittel erlaubt sind als im Ausland. Das führt zu Ernteausfällen und erschwert die Wettbewerbsfähigkeit. 

Fehlende Nachfrage: Obwohl das Interesse an pflanzlichen Proteinen wächst, bleibt der Konsum gering (nur 2 kg pro Kopf und Jahr). Das Hauptproblem liegt nicht in der Produktion, sondern im Absatz. 

Ernährungswert & Hemmschwellen: Hülsenfrüchte sind sehr gesund und nachhaltig, doch viele scheuen die Zubereitung. Fertigprodukte (z. B. aus dem Glas) können helfen, den Einstieg zu erleichtern. 

Hülsenfrüchte sind Pflanzensamen, die in einer Hülse heranreifen. Zu ihnen zählen Linsen, Kichererbsen, weisse Bohnen, Erbsen, aber auch Sojabohnen und Erdnüsse. Seit etwas mehr als zehn Jahren werden diese “Proteinbomben” in der Schweiz auch für die menschliche Ernährung angebaut – eigentlich eine kurze Zeit, wenn man bedenkt, dass Linsen zu den ältesten Kulturpflanzen gehören. In der Schweiz wachsen Hülsenfrüchte auf einer Fläche von 7800 Hektaren und decken bloss vier Prozent der hiesigen Nachfrage, weche auf den Tellern von Herrn und Frau Schweizer landet. Der Rest wird notabene ohne existierenden Grenzschutz importiert und erst seit 2023 unterstützt der Bund den Anbau von Hülsenfrüchten für die menschliche Ernährung mit einem Einzelkulturbeitrag. 

Vielfältige Hindernisse  

Trotzdem gehen nicht wenige Schweizer Landwirte das Risiko ein, Hülsenfrüchte anzubauen. “Linsen lassen sich im Gegensatz zu Kichererbsen ohne grossen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln anbauen”, sagt etwa René Ritter vom Leimenhof in Enslingen (Basel-Land). “Doch gerade bei den Kichererbsen gelten unterschiedlich lange Spiesse mit der ausländischen Konkurrenz.” Grund: Die ausländischen Anbauer dürfen auf mehr zugelassene Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. Weil Ritter schon mehrere Ernteausfälle erleben musste, appelliert er an die Politik, gewisse Pflanzenschutzmittel (wieder) zu erlauben. Der Anbau ist also anspruchsvoll und die Erträge können grösseren Schwankungen unterliegen.  

Hülsenfrüchte haben eine “Lobby” 

Hierzulande kennt man vor allem Gerichte wie Falafel oder Hummus, beide aus Kichererbsen hergestellt. In anderen Ländern gehören Hülsenfrüchte zur täglichen Nahrung nebst Reis einfach dazu. Gerade bei Vegetariern liegen diese pflanzlichen Proteinspender heutzutage sehr im Trend und haben bereits einige junge Agrarwissenschaftler auf den Plan geholt: Das Start-Up Unternehmen “Fabas” setzt sich für die Förderung von Schweizer Hülsenfrüchten ein und hat sogar einen Rohstoff für Milchalternativen (Bohnenmilch) entwickelt. Gleichzeitig setzt sich der “Verein für Hülsenfrüchte” das Ziel, durch Öffentlichkeitsarbeit mehr Know-How über Anbau und Verkauf dieses gesunden Lebensmittels zu vermitteln, das ausserdem die Biodiversität fördert. Die Hülsenfrüchte werden als nachhaltige Ernährungsoption propagiert, denn sie produzieren deutlich geringere Menge an Treibhausgasen im Vergleich zu Fleisch und sind sogar fähig, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen.  

Mehr Interesse bei der Bevölkerung wecken

Trotz all dieser Vorteile ist der Konsum von Hülsenfrüchten in der Schweiz gering. Dabei gäbe es genügend Produzenten – ein Beispiel ist Fabas, wo über 100 Landwirtinnen und Landwirte auf einer Warteliste stehen. Das eigentliche Problem liegt nicht in der Produktion, sondern im Absatz: Pflanzliche Proteine werden hierzulande kaum nachgefragt. 

Der oft gehörte Ruf aus der Bevölkerung, die Landwirtschaft solle mehr pflanzliche Proteine produzieren, greift daher zu kurz. Die Landwirtschaft könnte und würde – doch solange die Nachfrage ausbleibt, bleibt das Potenzial ungenutzt. Der Pro-Kopf-Konsum in der Schweiz liegt derzeit bei gerade einmal 2 kg pro Jahr – eine verschwindend geringe Menge. 

Die Inlandversorgung mit Hülsenfrüchten liegt bei lediglich 4 %, denn fehlender Grenzschutz macht Schweizer Produkte doppelt so teuer wie Importware. Viele Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden sich daher aus Preisgründen gegen einheimische Hülsenfrüchte – und dennoch bleibt auch der Absatz günstiger Importware gering, was zeigt, dass Hülsenfrüchte in der Schweizer Ernährung (noch) keinen festen Platz gefunden haben. 

Hemmschwelle Zubereitung 

Speziell der hohe Prozentsatz an Proteinen (Hülsenfrüchte enthalten fast halb so viel Protein wie Fleisch) machen diese “Wunderfrüchte” für ernährungsbewusste Menschen sehr attraktiv. Auf der aktualisierten Lebensmittelpyramide stehen Hülsenfrüchte nun neu auf der weit oben neben Eiern, Fleisch und Milchprodukten. “Die sehr wertvollen Lebensmittel enthalten neben Protein und Kohlenhydraten auch Magnesium, Eisen, Kalium und Zink sowie B-Vitamine und Nahrungsfasern”, sagt Stéphanie Bieler, Fachexpertin Ernährung bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE). Sie entkräftet auch Bedenken in Bezug auf die Verträglichkeit. Sobald sich die Verdauung an die Hülsenfrüchte gewöhnt hat, verschwinden allfällige Blähungen. Und wer sich vor der Zubereitung scheue, dürfe auf bereits gekochte Hülsenfrüchte aus der Dose oder dem Glas zurückgreifen – wohlgemerkt aus einem Regal bei einem Detailhändler mit Schweizer Produkten! 

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