Das Wichtigste in Kürze
Gesund & vielseitig:
Kerne, Öl, Holzpflege, Kosmetik – die Sonnenblume kann mehr als nur schön aussehen.
Gut für Schweizer Böden:
Robust, pflegeleicht und ideal für die Fruchtfolge – wie bei Marco Hirt in Oberweningen.
Mehr Regionalität gefragt:
Nur 10 % des Sonnenblumenöls stammen aus der Schweiz – dabei steckt viel Potenzial drin.
Nachhaltiger Allrounder:
Bessere Umweltbilanz als Olivenöl und beliebt bei Mensch & Tier.
Die Sonnenblume ist nicht nur ein Symbol der Sonne und der Liebe, sondern bereichert ganz praktisch mit den nahrhaften Kernen und ihrem geschmacksneutralen Öl unsere Ernährung in gesunder Weise. Die zu den Korbblütlern gehörende einjährige Pflanzengattung benötigt während ihres Wachstums auf den Feldern anfangs noch viel Wasser und kann bis zur Reifung ihrer Kerne dafür lange trockene Perioden überstehen. Sie hat also durchaus Potenzial auf unseren Schweizer Böden, wie Marco Hirt, Landwirt aus Oberweningen (ZH) festgestellt hat. Auf seinem Erlenhof passe die Sonnenblume gut in die Fruchtfolge, schlage tiefe Wurzeln und es brauche im Vergleich zum Raps wenig Pflanzenschutzmittel.
Gelbes Gold noch grösstenteils importiert
Die aus Mittelamerika stammende Sonnenblume kann Höhen bis zu zwei Metern, selten drei Metern erreichen. Erstmals gelangten Samen um 1552 mit spanischen Seefahrern nach Europa. Und da staunten die Naturwissenschaftler nicht schlecht wegen ihrer Eigenart, ihre Knospen dem Sonnenlicht zuzuwenden. Die Sonnenblume “bewegt” sich also mit der Sonnenstand von Ost nach West. Sobald die Blüte offen ist, verschwindet dieses Phänomen. Der Konsum von Sonnenblumenöl beträgt 5,2 Kilogramm pro Kopf und Jahr, wobei hiesige Sonnenblumen bloss zehn Prozent ausmachen. Der (grosse!) Rest des “gelben Goldes” wird importiert. Anders beim Raps: hier decken die Schweizer Bauern sagenhafte 60 Prozent des Bedarfs ab. Landwirt Hirt sagt dazu: “Generell ist der Anbau von Raps arbeitsintensiver, denn der Raps bleibt fast ein ganzes Jahr auf dem Feld, während man die Sonnenblumen im Frühling aussät und bereits im Herbst ernten kann.”
Aus der Blüte aufs Brot – Sonnenblumenöl in Bestform
Sonnenblumen sind eben nicht nur schön anzusehen und ein ideales Geschenk (vor allem wenn man sie im Spätsommer auf den Schweizer Feldern selber schneiden kann), sondern bereichern auch die Küche ungemein. Wer sozusagen am Herd für “Nachschub” sorgt, ist Lukas Lustenberger von der Getreidemühle Briseck bei Zell (LU). Aus einer Tonne Sonnenblumen pressen seine Maschinen zwischen 350 und 400 Liter Sonnenblumenöl heraus. Der Profit hört hier noch nicht auf, denn der eigentliche “Abfall”, nämlich die Sonnenblumenkerne, geht als Sonnenblumenkuchen in die Tierfütterung. Wenn das “gelbe Gold” dann an den Hausmann oder die Hausfrau kommt, kommt Lustenberger ins Schwärmen über sein Produkt. Er sagt, dass seine Sonnenblumenspeiseöl im Gastrobereich doppelt so lange hält und dass im besten Falle nie wieder Frittieröl entsorgt werden müsse. Für den Konsumenten entscheidend ist nun schliesslich die Farbe der Flaschen:
Rot bedeutet raffiniertes Sonnenblumenöl: ideal zum Braten, Backen und Frittieren, ist mild im Geschmack und passt zu einer Vielzahl von Gerichten.
Gelb bedeutet kaltgepresstes Sonnenblumenöl: optimal für kalte Speisen, Dressings oder sanftes Dünsten. Dank seines intensiven, nussigen Aromas verleiht es Speisen eine besondere Note.
Alternative für teure Kosmetika?
Mit dem hohen Ölgehalt der Sonnenblumenkerne von sage und schreibe 44 Prozent hat man durchaus eine günstige Alternative zur Holzpflege als herkömmliche chemische Mittel. Ein paar Tropfen auf ein Holzutensil reichen aus und schon ist das Holz geschmeidiger. Wie wäre es als Gesichtsöl? Auch hier wirkt kaltgepresstes Sonnenblumenöl Wunder: es ist reich an Vitamin-E und Fettsäuren.
Eines steht fest: mit dem Kauf von heimischem Sonnenblumenöl klettert die Chance, dass die aktuelle Ernte von 12’300 Tonnen Sonnenblumenöl pro Jahr gesteigert werden kann. Denken Sie daran, aus einer Hektare Sonnenblumen kann der Landwirt 2,5 - 3 Tonnen Kerne zum Preis von CHF 85.-/100kg gewinnwn. Insgesamt besitzt die Schweiz 6300 Hektaren Sonnenblumenanbaufläche. Ist Olivenöl immer noch Ihre Nummer Eins in der Küche? Fakt ist, dass die Umweltbilanzvon Sonnenblumenöl um einiges besser ausfällt: Sonnenblumen benötigen weniger Wasser als Olivenbäume, was ressourcenschonender ist. Wünschen wir also unseren Landwirtinnen und Landwirten, welche dieses Jahr Tausende von Sonnenblumen anbauen, keine schädlichen Stürme im Sommer, wenig Dauerregen vor der Ernte und bei der Aussaat keine hungrigen Tauben, welche die Samen wegpicken.
Zum Schluss eine kleine Anekdote
Sicherlich haben Sie auch schon die schwarz bis grau-weiss gestreiften Körner im Vogelfutter gesehen. Sie unterscheiden sich züchterisch nicht nur durch die Optik, sondern auch durch die Schale (robuster und leichter zu öffnen). Die meisten Singvögel öffnen sie mit dem Schnabel und fressen nur den energiereichen Kern.