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Diese Woche diskutiert Familie Richter über Antibiotika

So viel wie nötig, so wenig wie möglich 

Familie Richter beschäftigt sich diese Woche mit Antibiotika

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung ist gesetzlich geregelt. 
  • Antibiotikaresistenzen sind eine Gefahr für die menschliche Gesundheit. 
  • Landwirte nutzen Alternativen wie Homöopathie. 
  • Bewusster Konsum kann den Einsatz von Antibiotika reduzieren.

Antibiotika, in den 1940er Jahren entdeckt, haben die Medizin revolutioniert – sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Sie retten Leben, indem sie bakterielle Infektionen wirksam bekämpfen. Doch ihr verantwortungsvoller Einsatz ist entscheidend, um Resistenzen zu vermeiden. Roger Stephan, Professor für Tierärztliche Lebensmittelsicherheit und -hygiene sowie Dekan der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, bringt es auf den Punkt: «Der Umgang mit Antibiotika sollte beim Menschen und beim Tier nicht unterschiedlich sein. Grundsätzlich gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.» 

Strenge Kontrollen in der Tiermedizin 

In der Tiermedizin wird unterschieden zwischen Heim- und Nutztieren. So auch beim Einsatz von Medikamenten. Während Heimtiere individuell behandelt werden, unterliegt der Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren in der Schweiz strengen Vorschriften. Die Tierarzneimittelverordnung regelt die Abgabe, Verschreibung und Anwendung und schreibt detaillierte Kontrollen vor. Landwirte und ihre Bestände werden regelmässig von Tierärzten sowie dem kantonalen Veterinäramt überprüft. Letztes führt die Kontrollen auch unangekündigt durch. Diese strengen Massnahmen sollen sicherstellen, dass der Antibiotikaeinsatz nicht nur kontrolliert, sondern auch verantwortungsvoll ist. 

Gesetzlich geregelte Wartezeiten in der Nutztierhaltung 

Zu den strengen Vorschriften gehören auch gesetzlich festgelegte Wartezeiten. Jedes Medikament hat eine definierte Frist, innerhalb derer Milch oder Fleisch nicht in den Handel gelangen dürfen. Dr. med. Eva Maria Götz erklärt: «Beispielsweise hat Penicillin eine Wartefrist von drei Tagen auf Milch. Das bedeutet, dass der Landwirt die Milch der behandelten Kuh während dieser Zeit entsorgen muss, bevor sie wieder verkauft werden darf.» Durch diese Regelung wird sichergestellt, dass keine Antibiotikarückstände in die Lebensmittelkette gelangen. Zudem ist jeder verabreichte Milliliter Antibiotika genau dokumentiert und rückverfolgbar – von der Anwendung bis zur Indikation. 

Antibiotikaresistente Bakterien sind auf dem Vormarsch 

Grössere Sorgen macht die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien. Sie sind eine zunehmende Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Professor Roger Stephan erklärt, dass eine Übertragung nicht nur durch direkten Tierkontakt, sondern auch über die Umwelt – beispielsweise in Fliessgewässern – sowie über die Lebensmittelkette erfolgen kann. Klinisch bedeutet dies, dass die Wirksamkeit herkömmlicher Therapien schwindet, was zu schwerwiegenden Erkrankungen und sogar Todesfällen führen kann. 

Um dieser gefährlichen Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Bund die «Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) 2025» ins Leben gerufen. Dieser ganzheitliche One-Health-Ansatz berücksichtigt die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt gleichermassen. Professor Stephan betont: «Darum ist sowohl beim Menschen wie auch beim Tier die umsichtige Verwendung von Antibiotika ein ganz zentraler Aspekt.» 

Weniger Antibiotika in der Tierhaltung – neue Wege für mehr Tiergesundheit 

In der Schweiz sinkt der Einsatz von Antibiotika kontinuierlich – sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Während der Verbrauch in der Humanmedizin seit 2014 um ein Siebtel gesenkt wurde, ist er in der Tierhaltung sogar mehr als halbiert worden. Ein Beispiel nennt Tierärztin Dr. Eva Maria Götz: «Im Mastbereich der Schweinehaltung konnten Gruppenbehandlungen mit Antibiotika stark reduziert werden, weil vor zehn Jahren branchenweit eine Impfung gegen ein Virus eingeführt wurde, das eine Immunschwäche verursacht.» Neben Impfungen spielen auch alternative Methoden eine immer grössere Rolle. Allen voran der Einsatz von Homöopathie. 

Landwirtin Christine Buri aus Ossingen kam vor 20 Jahren erstmals mit Globuli in Kontakt, als sie eines ihrer Kinder behandelte. Seitdem hat sie sich intensiv mit homöopathischen Anwendungen in der Tierhaltung beschäftigt. Ihr Ansatz: Antibiotika, wenn nötig – aber nicht als Standardlösung. Sie betont: «Im Notfall rufe ich den Tierarzt, denn die Gesundheit der Tiere steht über allem. Doch viel kann man schon präventiv tun – durch die richtige Fütterung, Haltung und den Umgang mit den Tieren.» 

Jeder kann zur Reduktion von Antibiotika beitragen 

Nicht nur Landwirte und Tierärzte, sondern auch wir als Konsumenten haben Einfluss auf den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung. Professor Roger Stephan unterstreicht die Bedeutung bewusster Kaufentscheidungen: «Wer sich für nachhaltig produzierte tierische Lebensmittel entscheidet, unterstützt bessere Haltungsbedingungen, die es ermöglichen, möglichst wenig kranke Tiere zu haben. Dadurch kann der Antibiotikaeinsatz deutlich reduziert werden, weil mehr in Prävention investiert wird.» Das bedeutet: Qualität statt Billigpreise. Wer bereit ist, für tierfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft etwas mehr zu zahlen, trägt aktiv dazu bei, dass Antibiotika in der Tierhaltung nur im Notfall eingesetzt werden müssen. Ein kleiner Beitrag beim Einkauf – mit grosser Wirkung für Tiergesundheit und den Kampf gegen Resistenzen. 

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